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Wer bin ich?

Ich war ein wesentlicher Mitbegründer der organischen Chemie. Aber das eigentlich Bemerkenswerte ist, dass ich niemals eine einzige Chemievorlesung besucht habe. Ich bin der Arzt, der die Chemie revolutionierte! Das große Interesse an Chemie zeigte sich bei mir in früher Jugend. Ich experimentierte sehr viel und das ohne Anleitungen. So entging ich auch nur knapp einer Chlorgasvergiftung. Die Waschküche meiner Mutter, welche ich als mein Labor ansah, setzte ich in Brand. Ich übersetzte das »Lehrbuch der Chemie« (Lärebok i kemien), welches Jöns Jakob Berzelius geschrieben hatte, 1831 ins deutsche. Ein gewisser Freundschaftspreis soll an die innige Freundschaft zu einem anderen großen deutschen Chemiker erinnern.

Im Jahr 1800 wurde ich geboren.

Am Anfang unterrichtete mich mein Vater, ab dem siebten Lebensjahr besuchte ich eine öffentliche Schule und wurde nebenher noch in Latein und Französisch unterrichtet.

Das Gymnasium besuchte ich ab 1814, welches ich 1820 mit dem Abitur verlies, ohne durch besondere Leistungen aufgefallen zu sein.

Im gleichen Jahr erfolgte der Beginn des Studiums der Medizin in Marburg.

In dieser Zeit entdeckte ich, dass leicht erhitztes Quecksilberrhodanid »sich gleichsam um sich selbst in wurmartigen Gestalten windend, um das Vielfache seines vorherigen Umfangs« aufschwillt. Dieses Experiment ist noch heute als »Schlange des Pharao« gekannt. Heute nimmt man in Ethanol getränkte Emser-Pastillen, steckt sie in Zigarettenasche und zündet die Pastille an.

Ab 1821 studierte ich Medizin und Chemie bei Leopold Gmelin in Heidelberg.

1823 ging ich für ein Jahr nach Stockholm zu Jöns Jakob Berzelius. Arbeitete ich zu flüchtig, dann pflegte Berzelius zu sagen: »Herr Doktor – das war geschwind, aber schlecht!«

Oxalsäure stellte ich 1824 aus Dicyan her. Dies wird als erste echte organische Synthese bezeichnet.

Ab 1825 arbeitete ich als Lehrer an der Städtischen Gewerbeschule in Berlin.

Als ordentlicher Professor war ich dort ab 1828 tätig.

Nach einem Streit mit Liebig formulierte ich in einem Brief an Berzelius: »Dass Liebig sich in der Natur der Cyansäure geirrt hat, machte mir eine besondere Freude, denn ich fand, dass er recht leichtsinnig mit den Beweisen zu Werke ging.«

Die Synthesen von reinem Aluminium erfolgten 1827 und von Harnstoff 1828.

In einem Brief an Berzelius vom 22.02.1828 schrieb ich: »... ich kann, so zu sagen, mein chemisches Wasser nicht halten und muß Ihnen sagen, dass ich Harnstoff machen kann, ohne dazu Nieren oder überhaupt ein Thier, sey es Mensch oder Hund, nöthig zu haben.«

1828 gelang mir die Herstellung von Beryllium und Yttrium.

Elementaren Phosphor stellte ich 1829 aus Knochenasche her.

Die Radikaltheorie wurde von mir zusammen mit Justus von Liebig 1830 begründet.

Am 1. Juni 1830 heiratete ich Franziska, die Tochter meines Onkels. Aus der Ehe gingen Sohn August (1831) und Tochter Sophie hervor.

1831 wurde ich Professor an der höheren Gewerbeschule in Kassel und 1836 dann Professor für Pharmazie, Chemie und Medizin an der Universität in Göttingen.

1832 starb Franziska in Kassel.

1834 heiratete ich Julie Pfeiffer. Wir bekamen zusammen vier Kinder.

Die Darstellung von kristallinem Silicium und der Silane erfolgte 1856.

Am 31.07.1857 wurde ich zum Ehrenbürger Göttingens ernannt.

Die Entdeckung des Calciumcarbids gelang mir 1862, welches mir die Grundlage für die Herstellung von Acetylen auf Kohlebasis bildete.

Nach kurzer Krankheit verstarb ich 1882 in Göttingen, wo ich auf dem Hauptfriedhof beerdigt wurde. Ferdinand Hartzer schuf 1890 ein lebensgroßes Bronzestandbild von mir, welches sich auf einem nach mir benannten Platz in Göttingen befindet. Im Pflaster ist die Strukturformel von Harnstoff abgebildet.

Also wer bin Ich???


Friedrich Wöhler

Liebe Rätselfreunde!

Ihr habt sicher die Lösung des Rätsels gefunden.

Es war natürlich Friedrich Wöhler.

* 31. Juli 1800 in Eschersheim (heute Frankfurt am Main)
† 23. September 1882 in Göttingen

 

 

 

Chemiker-Rätsel Juli 2010

 

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