Einleitung

Lösungen von 2,4,5-Triphenylimidazol, Wasserstoffperoxid, Kaliumhydroxid und Natriumhypochlorit werden in einem abgedunkelten Raum vermengt. Es zeigt sich eine Chemolumineszenzreaktion.

1877 entdeckte der polnische Chemiker Bronisław Radziszewski (1838–1914) bei Versuchen mit Lophin die erste künstliche organische Chemolumineszenz [2]. Lophin hat zwar keine so starke Leuchtkraft wie z. B. Luminol, lässt sich dafür aber leicht und günstig selbst herstellen [3, 4]. In vielen Reaktionen ähnelt es dem Luminol.

 

Verwendete Chemikalien

Chemikalie

 

2 g 2,4,5-Triphenylimidazol, C21H16N2 – 296.37 g/mol

2,4,5-Triphenyl-1H-imidazol (IUPAC), Lophin

CAS-Nr.: 484-47-9 – EG-Nr.: 207-606-6

WGK 3

Sigma-Aldrich, T83208, SDB vom 06.05.2019

 

10 mL Wasserstoffperoxid 3 %, H2O2 – 34.01 g/mol

Hydrogenperoxid (IUPAC), Perhydrol

CAS-Nr.: 7722-84-1 – EG-Nr.: 231-765-0

WGK 1

EUH210 Sicherheitsdatenblatt auf Anfrage erhältlich.

Sigma-Aldrich, 88597, SDB vom 10.08.2021

GHS02 – Flamme

GHS07 – Ausrufezeichen

Gefahr

215 mL Ethanol 96 % (vergällt), C2H6O – 46.07 g/mol

Alkohol, Weingeist, Ethylalkohol, Sprit

CAS-Nr.: 64-17-5 – EG-Nr.: 200-578-6

Flam. Liq. 2, Eye Irrit. 2, WGK 1

H225 Flüssigkeit und Dampf leicht entzündbar. H319 Verursacht schwere Augenreizung. P210 Von Hitze, heißen Oberflächen, Funken, offenen Flammen sowie anderen Zündquellen fernhalten. Nicht rauchen. P233 Behälter dicht verschlossen halten. P240 Behälter und zu befüllende Anlage erden. P241 Explosionsgeschützte elektrische/Lüftungs-/Beleuchtungsgeräte verwenden. P242 Funkenarmes Werkzeug verwenden. P305 + P351 + P338 BEI KONTAKT MIT DEN AUGEN: Einige Minuten lang behutsam mit Wasser ausspülen. Eventuell vorhandene Kontaktlinsen nach Möglichkeit entfernen. Weiter ausspülen.

Merck, 100971, SDB vom 07.06.2021

GHS05 – Ätzwirkung

GHS07 – Ausrufezeichen

Gefahr

5 g Kaliumhydroxid (Plätzchen), KOH – 56.11 g/mol

Kaliumhydroxid (IUPAC), Ätzkali, Kalihydrat, Kaliumoxidhydrat

CAS-Nr.: 1310-58-3 – EG-Nr.: 215-181-3

Met. Corr. 1, Acute Tox. 4 (oral), Skin Corr. 1A, Eye Dam. 1, WGK 1

H290 Kann gegenüber Metallen korrosiv sein. H302 Gesundheitsschädlich bei Verschlucken. H314 Verursacht schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden. P234 Nur in Originalverpackung aufbewahren. P260 Staub/Rauch/Gas/Nebel/Dampf/Aerosol nicht einatmen. P280 Schutzhandschuhe/Schutzkleidung/Augenschutz/Gesichtsschutz/Gehörschutz tragen. P301 + P312 BEI VERSCHLUCKEN: Bei Unwohlsein GIFTINFORMATIONSZENTRUM/Arzt anrufen. P303 + P361 + P353 BEI BERÜHRUNG MIT DER HAUT (oder dem Haar): Alle kontaminierten Kleidungsstücke sofort ausziehen. Haut mit Wasser abwaschen. P305 + P351 + P338 BEI KONTAKT MIT DEN AUGEN: Einige Minuten lang behutsam mit Wasser ausspülen. Eventuell vorhandene Kontaktlinsen nach Möglichkeit entfernen. Weiter ausspülen.

Sigma-Aldrich, 306568, SDB vom 30.04.2021

GHS05 – Ätzwirkung

GHS09 – Umwelt

Gefahr

8.33 g Natriumhypochlorit-Lösung (11–15 % Chlor), NaClO – 74.44 g/mol

Natriumhypochlorit (IUPAC), Natronbleichlauge, Chlorbleichlauge

CAS-Nr.: 7681-52-9 – EG-Nr.: 231-668-3

Met. Corr. 1, Skin Corr. 1B, Eye Dam. 1, Aquatic Acute 1, Aquatic Chronic 2, WGK 2

H290 Kann gegenüber Metallen korrosiv sein. H314 Verursacht schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden. H400 Sehr giftig für Wasserorganismen. H411 Giftig für Wasserorganismen, mit langfristiger Wirkung. P280 Schutzhandschuhe/Schutzkleidung/Augenschutz/Gesichtsschutz tragen. P301 + P330 + P331 BEI VERSCHLUCKEN: Mund ausspülen. KEIN Erbrechen herbeiführen. P303 + P361 + P353 BEI BERÜHRUNG MIT DER HAUT (oder dem Haar): Alle kontaminierten Kleidungsstücke sofort ausziehen. Haut mit Wasser abwaschen oder duschen. P305 + P351 + P338 + P310 BEI KONTAKT MIT DEN AUGEN: Einige Minuten lang behutsam mit Wasser ausspülen. Eventuell vorhandene Kontaktlinsen nach Möglichkeit entfernen. Weiter ausspülen. Sofort GIFTINFORMATIONSZENTRUM/Arzt anrufen. EUH031 Entwickelt bei Berührung mit Säure giftige Gase.

Thermo Fischer, L14709, SDB vom 27.12.2020

 

Verwendete Geräte, Versuchsaufbau

5 × 250-ml-Becherglas, Magnetrührer mit Heizfunktion, Rührfische, 300-ml-Erlenmeyerkolben, mehrere Messzylinder, Waage

 

Versuchsdurchführung

Natriumhypochlorit-Lösung 5 %: In 11.67 g dest. Wasser werden 8.33 g Natriumhypochlorit-Lösung 12 % gegeben.

Lösung A: 2 g 2,4,5-Triphenylimidazol werden in 100 mL Ethanol unter Erwärmen gelöst.

Lösung B: 10 mL Wasserstoffperoxid 3 % werden mit 90 mL Ethanol gemischt.

Lösung C: 5 g Kaliumhydroxid werden in 75 mL dest. Wasser gelöst und 25 mL Ethanol hinzugefügt.

Lösung D: 10 mL der Natriumhypochlorit-Lösung 5 % werden mit 90 mL Wasser gemischt.

Zu 10 mL der Lösung A werden unter Rühren erst 25 mL der Lösung B, dann 20 mL der Lösung C gegeben. Man dunkelt den Raum ab und schüttet unter fortgesetztem Rühren 25 mL der Lösung D hinzu. Dabei leuchtet die Mischung unter leichtem Aufschäumen für einige Sekunden gelblich-weiß auf.

 

Reaktionsgleichung

Der Reaktionsmechanismus ist in der folgenden Abbildung dargestellt. Es entsteht ein instabiles, zyklisches Peroxid (genauer ein Dioxetan), welches bei Zerfall Licht aussendet [6]. Das Prinzip ist vergleichbar mit anderen Chemolumineszenz-Systemen, wie z. B. der Diaryloxalate oder von Luciferin.

Abb. 1 – Oxidation von 2,4,5-Triphenylimidazol, in alkalischem Medium, durch Natriumhypochlorit. Als Endprodukte entstehen Benzoesäure bzw. Kaliumbenzoat und Ammoniak.
Abb. 1 – Oxidation von 2,4,5-Triphenylimidazol, in alkalischem Medium, durch Natriumhypochlorit. Als Endprodukte entstehen Benzoesäure bzw. Kaliumbenzoat und Ammoniak.

Als Endprodukte entstehen Benzoesäure bzw. Kalium- & Natriumbenzoat und Ammoniak.

Lophin scheint seit einigen Jahrzehnten, fast in Vergessenheit geraten zu sein. Vermutlich wurde es in Versuchen durch Luminol und andere Stoffe verdrängt, die hellere Chemolumineszenz zeigen. Da sich aber Lophin so leicht herstellen lässt, muss es sich nicht vor dem Luminol verstecken. Es kann zu Analysezwecken eingesetzt werden (Bestimmung der Konzentration von z. B. Cobalt-Ionen bis 0.1 ppb!) [7] und auch als chemolumineszenter pH-Indikator (gleicher Umschlagspunkt wie Phenolphthalein), wobei die Lichtemission beim Umschlag von sauer zu basisch erfolgt [8].

 

Medien

Abb. 2 – Chemolumineszenz von Lophin mit Natriumhypochlorit [1].Abb. 3 – (Animation) Chemolumineszenz von Lophin mit Natriumhypochlorit [1].

 

Quellenangaben

[1]
Pok. Synthese und Chemolumineszenz von Lophin. illumina-chemie.de, 2014. http://illumina-chemie.de/synthese-und-chemolumineszenz-von-lophin-t3657.html [05.01.2014] mit freundlicher Genehmigung von Pok.
[2]
B. R. Radziszewski. Untersuchungen über Hydrobenzamid, Amarin und Lophin. Ber. Dtsch. Chem. Ges. 1877, 10 (1), 70–75.
DOI: 10.1002/cber.18770100122
[3]
E. W. Cottman. Cold light brought into the classroom. J. Chem. Educ. 1937, 14 (5), 236. DOI: 10.1021/ed014p236
[4]
a.) M. Ples. Chemiluminescencja lofiny. weirdscience.eu, http://weirdscience.eu/Chemiluminescencja%20lofiny.html [27.01.2017]
b.) bojawiem. Chemiluminescencja lofiny - Chemiluminescence of lophine. Youtube, 2016. https://www.youtube.com/watch?v=Ewx46j6xazg [27.01.2017]
[5]
D. Yanover und M. Kaftory. Lophine (2,4,5-Triphenyl-1H-imidazole). Acta Crystallogr., Sect. E: Struct. Rep. Online 2009, 65 (4), o711.
DOI: 10.1107/S1600536809006552
[6]
J. C. Hummelen, T. M. Luider und H. Wynberg. Thermochemiluminescence immunoassay. In: Complementary Immunoassays, 2. Auflage,
Hrsg. W. P. Collins, John Wiley & Sons: Chichester, 1988, 191. http://www.rug.nl/research/portal/files/3382188/1988HummelenComplImmunoassays.pdf [05.01.2014]
[7]
D. F. Marino, F. Wolff und J. D. Ingle. Determination of cobalt by lophine chemiluminescence. Anal. Chem. 1979, 51 (12), 2051–2053.
DOI: 10.1021/ac50048a041
[8]
L. Erdey und I. Buzás. Lophine, a new chemiluminescent indicator. Anal. Chim. Acta 1956, 15, 322–324. DOI: 10.1016/0003-2670(56)80059-7

 

Download

Chemolumineszenz mit 2,4,5-Triphenylimidazol (Lophin) und Natriumhypochlorit

 

Zum Seitenanfang